JAKOBITAGE - DIE GESCHICHTE
Die Entstehung, erzählt von OAR. Johann Bellositz
Foto oben: Weinfest Jakobitage 1974 – Fotoscan
JAKOBITAGE ENTSTEHUNG
aufgelesen von OAR. Johann Bellositz
Schon in den 60er-Jahren fanden Weinfeste, damals im alten Feuerwehrhaus in der Rudolf Heintschel-Straße, neben der südlichen Zufahrt zur Wohnhausanlage „Europahof“, statt.
Der Wunsch der Freiwilligen Feuerwehr, das Zeughaus uneingeschränkt nur für Zwecke der Feuerwehr zu benutzen, führte zu Beginn der 1970er-Jahre dazu, einen neuen Standort zu suchen.
Im Gespräch waren unter anderem der Taborpark, die Dr. Ignaz Weber-Gasse, die Josefigasse und der damals noch bestehende Kuhstall im „Gutshof“ (heute Rathaus Viertel!).
1973 gab es in Niederösterreich Maul- und Klauenseuche, die Abhaltung eines Weinfestes wurde abgesagt (wahrscheinlich sogar verboten!). Dieses weinfestfreie Jahr wurde genützt, um Standorte und alle Eventualitäten zu bedenken und zu beraten.
Am 15. Oktober 1973 beschloss der Gemeindevorstand auf Antrag des Bürgermeisters eine Förderung des Fremdenverkehres und der Weinwirtschaft in Form eines großen spezifisch Guntramsdorfer Festes. Bürgermeister Rudolf Mokra † richtete daraufhin einen Planungskreis zur Durchführung eines solchen Festes, bestehend aus 11 Personen, Gemeindefunktionäre, Weinhauer und Gemeindebedienstete, ein, die ehrenamtlich tätig wurden.
Diese 11 Personen waren der Bürgermeister, Vizebürgermeister Helmut Nossek †, GR. Karl Baumgartner †, GR. Ing. Karl Steiner, GR. Josef Skucek, GR. Obersekretär Johann Bellositz, Ing. Hans Baumgartner † („Schimmelbauer“), Alfred Gamperl †, Karl Kowatschek † und VB Josef Niederhofer †. 1975 wurde für die jährliche Organisation des Weinfestes ein „Jakobi-Kreis“ eingerichtet.
Dieser bestand aus Vizebürgermeister Helmut Nossek †, GR. Karl Baumgartner †, VB Gertraud Heyderer, Karl Kowatschek †, VB Alois Liska † und VB Josef Niederhofer † (VB ist gleich Vertragsbediensteter). Die Obmänner dieses Jakobikreises waren Ing. Hans Baumgartner †, Dir. Hans Hofstädter † und Michael Hofstädter (bis heute).
Bürgermeister Rudolf Mokra schlug als neuen Standort den Kirchenplatz vor, andere Standorte wurden verworfen. Nach der Platzwahl musste noch ein gängiger Name für das Weinfest gefunden werden, ebenso ein Zeitraum, der fix sein sollte (Konkurrenz mit Weinfesten der Nachbargemeinden Gumpoldskirchen und Traiskirchen sollte vermieden werden) und möglichst gute Wetterbedingungen versprach. Eine Anfrage an die „Hohe Warte“ brachte das Ergebnis: die beiden letzten Juliwochen waren im langjährigen Beobachtungszeitraum die schönwetterbegünstigten.
Bei einem Heurigenbesuch bei Ida Streb in der Mödlingerstraße schlug Konstantin Mokra, damals 87-jähriger Vater des Bürgermeisters vor, das Weinfest „Annatage“ zu nennen. Da es aber schon einen Anna-Kirtag im Juli gab, wurde weiter gesucht. Ein Blick in den Kalender zeigte, dass vor dem Namen Anna der Vorname Jakob, 25. Juli, stand. Da die Pfarrkirche zum Heiligen Jakobus benannt ist, waren die „Jakobitage“ geboren.
Für die täglich anfallenden Fragen und Probleme während der Jakobitage wurde am Kirchenplatz ein Fest Büro in Form einer kleinen Holzhütte errichtet. (Zuvor war das Fest Büro einige Jahre im Keller, dann im 1. Stock des alten Postamtes untergebracht.) Die gute Seele dieses Festbüros war jahrzehntelang GR. Gertraud Heyderer.
Das 1. Weinfest im Jahre 1974, vom 18. Bis 28. Juli, war eine reine Gemeindeveranstaltung, weil die Anfangsinvestitionen die Mittel des Weinbauvereines beträchtlich überstiegen und die Weinbaubetriebe den Erfolg oder Misserfolg der Veranstaltung abwarten wollten.
Die Kosten betrugen im ersten Jahr rund ATS 880.000,00 (z. B. Umzäunungen, Elektroinstallationen, Parkplatzgestaltung, Verkaufskojen, Podium, akustische Einrichtungen, Werbekosten, Stromgebühren, Reinigung, Versicherung).
Die Einnahmen betrugen ATS 375.245,00. Diese bestanden u. a. aus Spenden von Industrie und Gewerbe, Festabzeichen-Verkauf, Kostenbeiträgen der Weinhauer und von Kaffee- und Buffetbetrieben und Getränkesteuer (immerhin im 1. Jahr schon ATS 63.395,00). Viele der Anschaffungen und Investitionen wurden noch Jahrzehnte weiter benützt. Für einige Folgejahre übernahm die Gemeinde noch eine Ausfallshaftung.
Im ersten Jahr nahmen folgende Weinbaubetriebe am Fest teil: Streb Franz/Streb-Gausterer, Schlögl Hedwig und Anton, Söllinger Leopold, Willixhofer Hans/Kirchengasse, Hofstädter Jakob/Kirchheuriger, Gausterer Franz-Vizegausterer, Gamperl Alfred, Baumgartner Karl/Mödlingerstraße, Kowatschek Karl, Hofstädter Franz/84er. Für das leibliche Wohl (Speisen) sorgten u. a. Gasthaus Fakler-Gasthaus Geiger, Franz Zach/Triester Straße, Karl Hierath und Höfler-Hochwarter/Hauptstraße.
Ursprünglich dauerte das Weinfest 11 Tage, heute, nach Hinzunahme des Mittwochs und des Montages als „Guntramsdorfer-Tag“, 13 Tage. Das Wetter der 1. Jakobitage war launisch. 5 Tage war es kalt und windig, die nächsten 6 Tage sonnig. Über den Erfolg der 1. Jakobitage heißt es in der Nr. 15, September 1974, der „Information der Marktgemeinde Guntramsdorf“: „Es war ein Volksfest, das die Gemeinschaft in unserer Gemeinde stärkte, den Fremdenverkehr belebte und Guntramsdorf weithin bekanntmachte (40 % der Besucher kamen aus Wien)“.
OAR. Johann Bellositz, im Mai 2019